Das Areal der Überbauung «Pra Roman» in Lausanne wird als herausragendes Projekt für Biodiversität im Siedlungsraum mit dem Binding Preis für Biodiversität 2023 ausgezeichnet und erhält 100'000 Franken. Neben dem Hauptpreis vergibt die Stiftung für kleinere Areale den mit 25'000 Franken dotierten Anerkennungspreis an das Projekt «Areal Bach». Das «Areal Bach», eine Zwischennutzung beim Bahnhof St.Fiden in St.Gallen, zeigt eindrücklich, welches Potenzial die vielen brach liegenden Flächen in den Städten besitzen.
Unter dem Jahresthema «Arealentwicklungen mit Vorbildcharakter» hat die Jury des Binding Preises für Biodiversität «Pra Roman» auserwählt, weil dieses Areal die ökologischen wie sozialen Vernetzungsfunktionen für das Quartier und die Stadt äusserst vorbildhaft übernimmt und weil sie die Arealentwicklung von Anfang an partizipativ angegangen ist.
Die Siedlung mit zwölf Mehrfamilienhäusern auf einer Fläche von 22'000 Quadratmetern liegt an der Peripherie von Lausanne zwischen Wald und Landwirtschaftszone. Solche Überbauungen bedeuten oft eine unüberwindbare Barriere für Tiere und Pflanzen. Die Preisträgerin schuf jedoch vorbildliche, wechselfeuchte Wildkorridore mit integrierten Kleinstrukturen.
Lebensräume ökologisch vernetzt
Mit der aktuellen Ausschreibung wird die Stiftung vorbildliche Beispiele auszeichnen, die anhand modern gestalteter oder umgestalteter Areale zeigen, wie sich dichte Bebauung und die Vielfalt der einheimischen Flora und Fauna vereinbaren lassen. Grössere und kleinere Arealentwicklungen mit Wohn-, Dienstleistungs- oder auch Gewerbenutzung mit Zentrums-/ Quartierfunktionen, die Impulswirkung haben. Die Förderung der Biodiversität muss von hoher Qualität und im Gesamtprojekt von zentraler Bedeutung sein.
Projektvideo Pra Roman (Lausanne)
Projektvideo Areal Bach (St.Gallen)
Die Sensibilisierung der Bewohnerschaft zur Biodiversitätsförderung war von Anfang an ein zentraler Teil des Projektes «Pra Roman». CODHA, die Bauherrin und Genossenschaft für gemeinnütziges Wohnen, initiierte zu Beginn der Planungsphase den Verein «Sur Pra Roman» und entwickelte einen partizipativen Prozess. Daraus entstand eine Art Graswurzelbewegung mit hoher Gestaltungsfreiheit. Zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner besuchten gemeinsame Aktivitäten wie Waldbaden, Bauplatzrundgängen sowie Naturbeobachtungen und entwarfen in kreativen Workshops ihre naturnahen Aussenräume, die sie später eigenständig realisierten. Die Bauherrin unterstützte sie dabei finanziell.
Gemüsegarten ermöglicht Begegnung und Sensibilisierung
Eine dieser realisierten Grünflächen ist heute der Gemeinschafts-Gemüsegarten. Hier trifft man sich, tauscht sich aus und lernt die Natur als Lebensgrundlage kennen. Gegärtnert wird nach dem Permakulturprinzip – eine Kultur der nachhaltigen Lebensweise und Landnutzung. Dieses Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt «Pra Roman». Die umliegenden Ökosysteme werden beobachtet, in ihrer Vielfalt nachgeahmt und mit dem Siedlungsraum verbunden. «Wir sind überzeugt, dass dieses ausgezeichnete Beispiel weitere Immobilienentwickelnde ermutigt, Biodiversität früh mitzudenken und viele Menschen einzubeziehen», sagt Peter Lehmann, Vizepräsident der Jury des Preises.
Anerkennungspreis geht an das Projekt «Areal Bach»
Neben dem Hauptpreis vergibt die Stiftung für kleinere Areale den mit 25'000 Franken dotierten Anerkennungspreis. Das «Areal Bach», eine Zwischennutzung beim Bahnhof St.Fiden in St.Gallen, erhält den Anerkennungspreis, weil es eindrücklich aufzeigt, welches Potenzial die vielen brach liegenden Flächen in den Städten besitzen. Der Verein «Areal Bach» hat mit seinem Durchhaltewillen und Engagement Widrigkeiten überwunden, die Chance gepackt und gemeinsam mit der Bevölkerung die Flächen ökologisch aufgewertet und mit kreativen Ideen belebt. Er hat es geschafft viele Akteure mit ins Boot zu holen, um so ein gemeinschaftlich getragenes, vielfältiges Projekt zu realisieren. Aus einem Unort entstand eine grüne Oase auf Zeit, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert und viele Besuchende inspiriert zur Biodiversitätsförderung mitten in der Stadt.