Etwa 60 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in der Schweiz versiegelt – bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen wie Wasserdurchlässigkeit und Bodenfruchtbarkeit verloren. Viele dieser Flächen können ohne Einbusse an Funktionalität und Wirtschaftlichkeit entsiegelt werden. Für mehr Biodiversität, für ein besseres Stadtklima.
Es erscheint oft als Gegensatz: Hier die Stadt, da die Natur. Und was die Stadt in dieser Hinsicht ausmacht, sind Strassen, Überbauungen, Beton- und Asphalt – kurz: versiegelte Flächen. Natürlich ist diese Gegenüberstellung vereinfacht, doch klar ist: Versiegelte Flächen schaden der Biodiversität, dem Klima und dem Wasserhaushalt.
Versiegelung beschreibt das Abdecken des natürlichen Bodens durch luft- und wasserundurchlässige Materialien. Beispiele sind Gebäude, Strassen, Parkplätze, Spiel- und Sportplätze sowie Tiefgaragen. Hier die Folgen der Versiegelung:
- Regenwasser kann schlecht versickern und fliesst in die Kanalisation. Bei Starkregen drohen Überschwemmungen. Gleichzeitig gelangt weniger durch den Boden gefiltertes Regenwasser ins Grundwasser.
- Weniger Wasser im Boden führt zu weniger Verdunstung. Die Luft wird trockener, das Kleinklima ändert sich.
- Versiegelte Flächen heizen sich stärker auf, speichern kein CO2 und bieten keinen Raum für Pflanzen und Tiere.
Es gibt gute Alternativen, um Flächen ganz oder teilweise zu entsiegeln. Ideal ist die Umwandlung in Wiesen, Ruderalflächen, also karge Böden, auf denen Pionierpflanzen gedeihen, und trockenwarme Säume, wie sie beispielsweise am Übergang von Wiesen zu Wald zu finden sind. Aber auch Rasengittersteine oder Beläge aus Kies oder Holzschnitzeln können ein Anfang sein.
Entsiegelte oder teilentsiegelte Flächen speichern mehr Wasser und sorgen so für Abkühlung, besser gefüllte Grundwasserspeicher und höhere CO2-Aufnahme des Bodens. Sie sind auch ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität, denn in natürlichen Böden können sich eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren ansiedeln. Je unterschiedlicher die Lebensräume und je grösser die Artenvielfalt, desto widerstandsfähiger und wertvoller werden die Flächen. All das spricht klar für die Entsiegelung – im Grossen wie im Kleinen. So findet die Natur ein Stück weit zurück in die Stadt.