Biodiversität im Siedlungsgebiet:
Eine grosse Herausforderung

Jeder Quadratmeter zählt. Warum eigentlich? Und in welchem Zustand befindet sich die Biodiversität in unseren Städten?

Ein funktionierendes Ökosystem im Siedlungsgebiet ist unerlässlich für die Gesundheit der Bevölkerung. Denn eine intakte, biodiverse Natur reguliert das Mikroklima, reinigt die Luft und dient der Erholung. Es erstaunt daher nicht, dass Grünräume für über 90 Prozent der Bevölkerung ein wichtiges Kriterium bei der Wohnungswahl sind.

Die Verstädterung der Schweiz bringt die biologische Vielfalt allerdings stark unter Druck. Zum einen, weil sich das Siedlungsgebiet ständig vergrössert und dabei naturnahe Lebensräume zerstört oder in kleine Fragmente zerschnitten werden; jede Sekunde wird ein Quadratmeter Boden verbaut. Gemäss Arealstatistik des Bundesamts für Statistik verläuft die Siedlungsentwicklung vor allem auf Kosten des Ackerlands, der Naturwiesen und Obstgärten. Heute erstreckt sich das Siedlungsgebiet über 7,5 Prozent der gesamten Landesfläche. Fast zwei Drittel der Böden im Siedlungsgebiet sind versiegelt und haben keine ökologische Bodenfunktion mehr.

Fachleute beurteilen die ökologische Qualität der Grünflächen in den städtischen Gebieten der Schweiz heute als ungenügend. Sie verlangen, dass Naturgebiete und andere unversiegelte Flächen regelmässig verteilt sind und ökologisch gestaltet werden. Damit die Biodiversität erhalten bleibt, wird als Richtgrösse ein Anteil von 18 Prozent Grünfläche im Siedlungsgebiet empfohlen. Pro Hektare braucht es Schätzungen zufolge 13 Einzelbäume oder andere Gehölze, 8 kleine Ruderalflächen und 10 weitere unversiegelte Kleinflächen – ein buntes Mosaik wertvoller Lebensräume! Es besteht dringender Handlungsbedarf, und bei allen Planungen und Bauten im Siedlungsraum müssen künftig die Ansprüche einer vielfältigen Flora und Fauna berücksichtigt werden.